Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 167 —
Tag vorher hatten die Belagerungsgeschütze ein verheerendes Feuer auf die Schanzen unterhalten; frühmorgens am Entscheidungstage begannen sie von neuem. In der Nacht waren die zum Sturme bestimmten Truppen in aller Stille in die Laufgräben gerückt. Dort harrten sie klopfenden Herzens des Zeichens, die Offiziere die Uhr in der Hand. Da um 10 Uhr morgens schweigt plötzlich der Kanonendonner, und die Stürmenden brechen aus den Gräben hervor. In wenigen Minuten sind sie an den Festungsgräben, hinein, hinüber! Vor einer Schanze hindert eine dichte Mauer von Schanzpfählen die Stürmer. Da hängt der Pionier Klinke einen Pulversack dran und zündet ihn an. Das Pulver blitzt auf: am Boden liegen die Pfähle, am Boden zerrissen aber auch der opferfreudige Held. Der Weg zur Schanze ist offen, und bald wehen auf ihr und auf allen andern die preußischen Fahnen. — Der Tag von Düppel sollte das erste Blatt in dem Lorbeerkranze König Wilhelms sein. Nachdem auch die Insel Alsen erobert und ganz Jütland besetzt worden war, schlossen die Dänen Frieden und entsagten allen Ansprüchen auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein und auf das Herzogtum Lauenburg an der Elbe.
4. Der Krieg gegen Österreich (1866). Die Heereseinrichtungen des Königs hatten sich im dänischen Kriege glänzend bewährt. Die Achtung vor Preußen und seiner Macht war in allen deutschen Landen gewaltig gestiegen, und die Zahl derer, die ein einiges Deutschland unter Preußens Führung herbeisehnten, wuchs beständig. Dies Ansehen Preußens aber erregte Österreichs Mißgunst, vor allem mochte es nicht dulden, daß Preußen an Land und Leuten wachse. Als durch den glücklichen Krieg gegen Dänemark Schleswig-Holstein in den gemeinsamen Besitz beider Mächte gekommen war, wollte Österreich aus diesem Lande einen neuen deutschen Kleinstaat unter dem Prinzen von Angusteuburg bilden, nur damit es nicht an Preußen fiele. Allein der Besitz Schleswig-Holsteins war für das nahgelegene Preußen zu wertvoll; denn die von zwei Meeren umschlungnen Herzogtümer enthalten treffliche Seehäfen, deren die junge preußische Kriegsflotte zu ihrem Gedeihen dringend bedurfte. Kein Wunder, daß Preußen die mit seinem Blute befreiten Lande festzuhalten und dauernd mit sich zu verbinden strebte. Diesem Plane widersetzte sich Österreich mit aller Entschiedenheit, und so verwandelte sich die Waffenbrüderschaft, die Preußen und Österreich im Kriege gegen Dänemark verbunden hatte, bald in eine bedenkliche Spannung. Auch alle die mittleren und mehrere kleine deutsche Staaten gönnten Preußen keinen Machtzuwachs und rüsteten
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 177 —
Freundschaft zugetan. Auch Moltke war mit beiden befreundet. Nun verband diese drei unter sich und mit dem Könige gemeinsame Arbeit und gemeinsamer Kampf. Ohne die Treue, die Hingebung und die Festigkeit dieser Männer, ohne ihre heldenmütige Standhaftigkeit und ihre warme Vaterlandsliebe wäre wahrscheinlich noch immer unser Deutschland in seiner alten Zerrissenheit: ein Jammer sich selbst und ein Spott der Völker. Deshalb sollte ein jeder Deutscher neben Wil-helmde mgroßen auch s eine drei ersten Diener und Freunde ehren und lieben. Bismarck, Moltke, Roon!
78. Italien und Frankreich.
1. Italiens Einigung. Wie Deutschland, so war auch Italien lange Zeit in einzelne Staaten gespalten. Norditalien stand dazu unter der Fremdherrschaft Österreichs, die dem italienischen Volke tief verhaßt war. Immer stärker äußerte sich das Verlangen des Volkes nach Freiheit und Einigkeit. Besonders lebhaft wurde die Bewegung, als der König Viktor Emanuel von Sardinien sich an ihre Spitze stellte. Er sicherte sich den Beistand der Franzosen und erklärte den Österreichern den Krieg (1859). Die Österreicher fochten tapfer, verloren aber einige Gefechte und zuletzt die mörderische Schlacht bei Solferino. Damit war der Krieg entschieden. Österreich behielt zwar Venetien, mußte aber die Lombardei abtreten, die Viktor Emanuel mit Sardinien vereinigte. Auch das mittlere Italien, dessen Fürsten die Flucht ergriffen hatten, fiel dem Könige zu. Im folgenden Jahre landete der Freischarenführer Garibaldi mit tausend Mann auf Sizilien. Das Volk empfing ihn als Befreier, und bald war die ganze Insel in seiner Gewalt. Dann setzte er nach dem Festlande über. Eine Stadt Süditaliens nach der andern schloß sich ihm an. Auch hier wurde Viktor Emanuel zum Könige ausgerufen, und Italien war schon beinahe geeinigt. Nur V e n e t i e n gehörte noch den Österreichern, und der Kirchenstaat mit Rom dem Papste. Als i. I. 1866 der Krieg Preußeus mit Österreich ausbrach, schloß sich Viktor Emanuel Preußen an. Die italienischen Truppen wurden freilich von den Österreichern geschlagen. Aber um seine ganze Macht gegen Preußen wenden zu können, übergab Österreich Venetien dem Kaiser der Franzosen und dieser, als Friedensvermittler, es an Italien. — Der Kirchenstaat bestand noch bis zum Jahre 1870, weil der französische Kaiser das päpstliche Gebiet beschützte. Als aber der Krieg Frankreichs mit Deutschland ausbrach (Nr. 79), rückten die Italiener in Rom ein.
Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Ausg. B. 12
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Extrahierte Personennamen: Palästina Friedrich Friedrich Metz H._Düring H.
Düring Ernst Otto Ernst_Schlee Ernst Rethfeld_Hohenzouern Mehlis H._Weber Siegert Kleemann Großherzogtuni_Kaden W. Meinardus Deutz_L._J.. Alfred_Schulz Max_Hoff Max Karl_ctromayer Karl
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Deutschland Israel Jerusalem Athen Italien Rom Rom Europa Leipzig Mitteleuropa Sedan Breslau Brandenburg Pommern Posen Holstein Altona Braunschweig Westfalen Hessen Kassel Nassau Wiesbaden Bayern Speyer Rheinpfalz Württemberg Hessen Darmstadt Friedland Oldenburg Kachsen-Alten-vurg Sachsen Holöa Schwarzöurg-Honversyausen Dessau Hamburg Hamburg Bremen Wetßenburg
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— 166 —
dem Jahrestage der Leipziger Siegesschlacht in der alten preußischen Krönungsstadt Königsberg die Krone aufs Haupt. Die wichtigste Aufgabe seiner Negierung fand er zunächst in der Erhöhung der Wehrkraft seines Volkes. Allein da die Vermehrung der Zahl kriegsbereiter Truppen notwendig mit erheblichem Kostenaufwande verbunden war, so stellten sich der Ausführung der königlichen Absichten unsägliche Schmierigkeiten entgegen. „Des Volkes Lasten werden zu groß; es vermag die neue gewaltige Waffenrüstung nicht zu tragen," riefen zahlreiche Abgeordnete des preußischen Landtages. Voll ungestümer Leidenschaft eiferte man gegen die Umbildung des Heeres, gleich als wäre sie ein überflüssiger kostspieliger Schmuck, nicht aber ein Gebot der Notwendigkeit, ein unerläßliches Mittel zur glorreichen Erhebung Preußens, zur endlichen Neugestaltung und Einigung des gesamten deutschen Vaterlandes. Da bedurfte es unerschütterlicher Ausdauer, um festzuhalten und fortzuarbeiten an dem so heftig angefeindeten wichtigen Werke. Der König im Verein mit feinen Ministern Bismarck und Roon (vgl. Nr. 75 u. 77) bewahrte diese Ausdauer; mit Heldenkraft überwand er alle Hindernisse, die sich ihm entgegentürmten, und wurde derneubegründerdespreußischenheerwesens.
2. Krieg gegen Dänemark (1864). Die Trefflichkeit der Neugestaltung des Heeres sollte sich bald glanzvoll bewähren. Als im Jahre 1863 der König Christian Ix. von Dänemark den Thron bestieg, genehmigte er eine neue Verfassung, wodurch das mit dem deutschen Herzogtum Holstein „up ewig ungedeelt" verbundene Herzogtum Schleswig dem dänischen Staate völlig einverleibt und seiner althergebrachten Freiheiten beraubt wurde. Einen solchen Gewaltschritt durfte Deutschlaud nicht ungestraft lassen. Nach Beschluß des deutschen Bundestages rückten Sachsen und Hannoveraner in Holstein ein. Vor ihnen wichen die dänischen Truppen nach Schleswig. Am 1. Februar 1864 drang ein preußisch-österreichisches Heer über den Eiderfluß in das Herzogtum Schleswig ein. Die Dänen zogen sich in eine Befestigung zurück, in die Düppeler Schanzen. A,
3. Die Düppeler Schanzen. Diese Schanzen liegen an der Ostküste von Schleswig, auf einem Höhenzuge gegenüber der kleinen Insel Als en, und gewährten den Dänen eine sehr feste Stellung. Ihre Eroberung, die schwerste Arbeit des ganzen Krieges, fiel den Preußen zu, die der Prinz Friedrich Karl befehligte, König Wilhelms I. Neffe. Sieben Wochen dauerte die Belagerung und Beschießung: da erfolgte am 18. April 1864 der Sturm. Den ganzen
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schwankte die Schlacht. Mit Spannung schauten der König und seine Generale durch die Ferngläser, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrücke. Endlich erscheint der ersehnte jugendliche Held zur rechten Stunde, wie der alte Blücher bei Velle-Allianee. Mit Ungestüm werfen sich seine Regimenter auf den Feind und fassen ihn in der Flanke und im Rücken. Die Anhöhen, die den Österreichern eine starke Stellung geboten hatten, werden in stürmendem Anlaufe genommen. Damit ist der Kampf entschieden; unaufhaltsam dringt die ganze preußische Schlachtreihe vorwärts. Der König selbst setzt sich an die Spitze. Mitten in das heftigste Granatfeuer hinein sprengt der kriegsfreudige Held. Als ihn der Minister Graf Bismarck mit den Worten anhält: „Als Ministerpräsident habe ich die Pflicht, Ew. Majestät zu bitten, nicht die augenscheinliche Gefahr aufzusuchen," entgegnet er freundlich: „Ich kann doch nicht davonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht." „Dem König gerät's!" sagten abends siegesfroh die Soldaten.
7. Die Preußen vor Wien und der Friede. Durch den Sieg bei Königgrätz war der Feldzug entschieden. Fast ohne Widerstand drangen die Preußen bis vor Wien, das zerrüttete österreichische Heer verfolgend. Wo es noch zu Gefechten kam, wurden die Österreicher geschlagen. Der Einzug des Siegers in die stolze Kaiserstadt stand bevor. Und da auch diesüddeutschenverbündeten Österreichs in den Gegenden am Main in mehreren Gefechten geschlagen worden waren, so erklärte sich Österreich zum Frieden bereit. Auf dem Schlosse zu Nikolsburg wurde ein Waffenstillstand geschlossen, an dessen Stelle bald derfriedezuprag trat (23. Aug. 1866).
8. Der Norddeutsche Dund. In dem Prager Frieden wurde der bisherige Deutsche Bund für aufgelöst erklärt, Österreich schied aus Deutschland aus, erkannte den Bund der norddeutschen Staaten an, der von Preußen geschaffen werden sollte, und trat alle seine Rechte auf Schleswig-Holstein an Preußen ab. Außer Schleswig-Holstein wurden auch das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt am Main dem preußischen Staate einverleibt. Preußen gründete nun den Norddeutschen Bund, dem alle Staaten nördlich vom Main beitraten. So hatte König Wilhelm durch zwei glorreiche Kriege Norddeutschland zu einer fest geschloffenen Macht geeinigt. Auch die süddeutschen Staaten: Bayern, Württemberg, Baden und Heffen hatten sich bereit erklärt, ihre gesamte Wehrkraft im Falle eines auswärtigen Krieges unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen.
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— 191 —
tourbc der bisherigebeutfc|e33unb füraufgelöft erfictrt; Österreich schieb aus und trat feine Rechte auf Schleswig-Holstein an Preußen ab. Außer Schleswig-Holstein würden dann noch das Königreich Hanno v e r, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt a. M., im gangen eine Länbennasse von 1300 Quabrat-meilen mit 4300000 Bewohnern, mit dem preußischen Staate vereinigt, der baburch auf 6408 Quabratrneilen mit 24 Millionen Einwohnern vergrößert würde. Nie hat ein preußischer Herrscher durch einen einzigen Kampf > gewaltige Erfolge errungen. Noch mehr. Statt des losen Banbes, welches die beutfchen Laube bisher umschlungen hatte, würden nun alle Staaten Norbbeutschlaubs, 22 an der Zahl, unter der Leitung Preußens zu dem Norbbeutschen Bnnbe geeinigt, in welchem sowohl des Volkes Freiheit als des Vaterlanbes Macht und Würbe gesichert war. Die Einigung Deutschlanbs war hiermit der Hauptsache nach geschaffen. Freilich blieben die Staaten fübtich vom Main (Bayern, Württemberg, Baden und der größere Teil des Großherzogtums Hessen) noch vom Bunbe gesonbert. Aber auch ihre gesamte Wehrkraft sollte nach einem Vertrage im Kriegsfälle mit dem norbbeutschen Bunbesheere vereinigt unter den Oberbefehl des Königs von Preußen treten. So war Deutschland dem Auslanbe gegenüber stark und mächtig; seine volle Einigung staub in sicherer Aussicht.
Iv. Der grotzc dentsch-französtschekrieg von 1870 und 1871.
1. Vorwand zum Kriege. — Die errungenen Siege hatten dem siebzigjährigen Greise den unverwelklichen Ruhmeskrauz aufs Haupt gesetzt. Nun sollten nach des Königs Wunsch glückliche Friebensjahre den siegreichen Felb-zügen folgen. Allein Preußens Emporsteigen, Deutschlanbs Aufschwung hatte viel Neib erregt. Namentlich in Frankreich erhob sich ein unverständiges Kriegsgeschrei: „Rache für Sabowa!" Kaiser Napoleon Iii. rüstete zum Kriege. Er hoffte, beutsches Gebiet zu erobern und so seinen Thron zu befestigen. Nun suchte er nach einem Vorwanbe, gegen Preußen loszubrechen. Da wollten die Spanier, bereu Thron erlebigt war, im Sommer 1870 den Prinzen Leopolb von Hohenzollern-Sigmaringen, einen entfernten Verwanbten des preußischen Herrscherhauses, zu ihrem Könige machen. Das ging zwar den französischen Kaiser nichts an; allein weil er durchaus den Krieg wollte, so schickte er seinen Gesanbten nach dem Babe Ems, wo der König von Preußen sich gerabe aufhielt, mit dem fonber« baren Verlangen, der König solle seinem Vetter die Annahme der spanischen Krone untersagen. Es war natürlich, daß biefe ungebührliche Forberung
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Extrahierte Ortsnamen: Israel Jerusalem Griechenland Athen Alt-Italien Rom Hohen-Diofe Staufen Deutschland Europa Mitteleuropa Sedan Breslan Sachsen Holstein Altona Braunschweig Westfalen Hessen-Nassau Hessen Nassau Wiesbaden Sigmaringen Bayern Speyer Dürkheim Sachsen Württemberg Baden-Baden Hessen Darmftabt Mecklenburg Friedland Sachsen-Weiwar-Itisenach Sachsen Sachsen Schwarzsurg-Sondershausen Dessau Hamburg Bremen Weißenburg
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— 170 —
Umsonst war es, daß die Königin Luise dem Sieger mit edler Würde gegenübertrat, um mildere Bedingungen zu erlangen. Alles preußische Land westlich der Elbe gab Napoleon als Königreich Westfalen seinem Bruder Jerome. Dieser residierte auf Schloß Wilhelmshöhe und ward durch sein lasterhaftes Leben berüchtigt. Die polnischen Provinzen Preußens gab Napoleon dem Könige von Sachsen, welcher dem Rheinbünde beigetreten war, als Großherzogtum Warschau. Die Festung Danzig blieb in französischer Verwaltung und von Franzosen besetzt; es war ein starkes Bollwerk der französischen Herrschaft im Osten, mitten im preußischen Gebiet. D er K ö n i g von Preußen aber bewahrte im Unglück seine Würde und tratdemrhein-bunde nicht bei. Seine Unterthanen jenseit der Elbe entließ er mit den Worten: „Der Friede muß abgeschlossen werden. Der Vater scheidet von den Kindern. Euer Andenken kann keine Macht aus meinem Herzen vertilgen." Sein Wahlspruch war fortan: „Meine Zeit in Unruhe, meinehoffnung in Gott." Bis die ungeheuren Kriegskosten gezahlt waren, blieben 150000 Franzosen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen, die dem Könige geblieben waren. Das arme Volk mußte sie unterhalten. Erst am Ende des folgenden Jahres zogen sie aus dem völligverarmtenlande.
m. Napoleons Weltherrschaftundpreutzenswiedergeburt.
1. Napoleons Weltherrschaft. — Ganz Deutschland gehorchte jetzt dem Machtgebote Napoleons. Überall hatte dieser seine Spione. Wehe dem, der es wagte, etwas wider ihn zu sprechen oder zu thun! Deutsche Krieger des Rheinbundes mußten helfen, für Napoleon die Welt zu erobern. Die Spanier verteidigten so wacker ihre Freiheit, daß Napoleons Macht (1808) sehr geschwächt wurde. Als Kaiser Franz von Österreich 1809 noch einmal versuchte, den gewaltigen Napoleon zu bezwingen, war Preußen noch zu schwach, ihm beizustehen. Bald erfocht Napoleon einen entscheidenden Sieg, und Kaiser Franz konnte nur mit großem Verlust den Frieden erlangen. Während dieses Kampfes hatten auch die Tiroler zu den Waffen gegriffen. Denn sie ertrugen es nicht, daß Napoleon ihr schönes Land dem österreichischen Kaiser, welchem sie in treuer Liebe anhingen, entrissen und dem Könige von Bayern gegeben hatte. Aber der fromme Landmann Andreas Hofer, ihr Führer, mußte mit feiner kleinen tapferen Schar der Übermacht erliegen. Zwei Monate lang verbarg er sich in einer einsamen Hütte im Gebirge. Da wurde er bei Nacht überfallen und in Ketten nach Mantua geschleppt. Mit ruhig festen Schritten ging er zum Richtplatze, drückte das Kreuz des Heilandes an seine Lippen und rief mit fester Stimme: „Gebt Feuer!“ Auch im Norden gab es wackere Herzen, die sich von ihrem Ingrimm gegen den fremden Unterdrücker fortreißen ließen, vorzeitig aus eigne Faust die Befreiung zu versuchen. Aber es mißlang. Zu ihnen gehörte der preußische Major von Schill (Arndt, das Lied vom Schill), welcher im Heldenkampfe zu Stralsund den Tod fand. Napoleon schien jetzt ganz unüberwindlich geworden zu sein. Sein Reich hatte einen ungeheuren Umfang gewonnen. Es zog sich an der Nordfeeküste hin bis Lübeck. Auch Italien war in feiner Hand. In Spanien herrschte fein Bruder. Die Fürsten des Rheinbundes gehorchten ihm. Preußen und Österreich waren so geschwächt, daß er sie leicht zwingen konnte.
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— 187 —
angehörte, unter einem Herrscher verbunden, hatten aber von alters her eigene Verfassung und eigene Rechte. Die bänifche Regierung wollte nun gewaltthätig in dem Herzogtum Schleswig die d änis ch e Verfassung einführen, beutsche Sprache und deutsche Sitte aber unterdrücken. Hiergegen hatten sich die Schleswig-Holsteiner, die mit Liebe an Deutschland hingen, schon im Jahre 1848 erhoben, und es war damals auf Preußens Verlangen ausbrücklich festgefetzt worben, daß den beiden Herzogtümern ihre selbständige Verfassung erhalten bleiben sollte. Im Jahre 1863 bestieg ein mmer König den dänischen Thron. Er genehmigte sofort nach feinem Regierungsantritt eine neue Verfassung, durch welche Schleswig dem dänischen Staate völlig einverleibt und seiner althergebrachten Freiheiten beraubt wurde. Einen solchen Gewaltfchritt durfte das deutsche Volk nicht ungestraft lassen.
2. Die Diippeler Schanzen. — Der König von Preußen verband sich mit Österreich, und unter dem Oberbefehl des alten preußischen Feld-marfchalls 20ränget drang im Februar 1864 ein preußisch-österreichisches Heer von 70000 Mann in das Herzogtum Schleswig ein. Die Dänen zogen sich bei dem Herannahen des Feindes in ein starkes Festungswerk zurück, die sogenannten Düppel er Schanzen an der Ostküste von Schleswig. Ihre Eroberung fiel den Preußen zu, die der Prinz Friedrich Karl, König Wilhelms I. Neffe, befehligte. Sieben Wochen dauerte die Belagerung; da erfolgte am 18. April 1864 der Sturm. Nach vierstündigem heißen Kampfe war das mächtige Bollwerk erobert. Ein heller Jubel ging durch alle deutschen Gauen; das Festland von Schleswig war vom Feinde gesäubert.
Das Heer der Verbünbeten rückte barauf weiter gen Norden vor und brachte ganz Jütlanb in feine Gewalt. Am 29. Juni 1864 erfolgte die Überschreitung des Alsenfnnbes, jenes Meerarmes, der die Ostküste des schleswigschen Fest-lanbes von der Insel Alfen trennt, durch die preußischen Truppen unter General Herwarth. In wenigen Stunden war die Insel erobert. Die bänifche Besatzung würde teils gefangen, teils in die Flucht getrieben.
3. Der Friede. — Nach biefen Nieberlagen baten die Dänen um Frieden. In Wien würde er am 30. Oktober 1864 abgeschlossen. Der König von Dänemark trat die Herzogtümer Sch leswig-Hol st ein neb st Lauenburg, von 1,2 Mill. Deutschen bewohnt, an den Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und den König Wilhelm I. von Preußen ab. Mit ausgezeichneter Kraft und Klugheit hatte Preußens großer Staatsmann Bismarck es verstauben, trotz aller Drohungen des Auslanbes dem beutfchen Vaterlanbe den vollen Siegespreis des glorreichen Kampfes zu verschaffen: Schleswig-Holstein war vom fremden Joche befreit und für Deutschland gewonnen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schleswig Schleswig Wien Lauenburg Schleswig-Holstein Deutschland
Dritte Periode. Die Zeit der Umwlzungen.
9. Napoleons Macht hatte ihren Hhepunkt erreicht. Von Schmeichlern umgeben, von seinen Erfolgen berauscht, verachtete er die Menschen immer mehr. Das franzsische Kaiserreich dehnte sich immer weiter aus (Karte Nr. 11). 1810 sah sich Napoleons Bruder Ludwig, von ihm zum König von Holland gemacht, wegen der Festlandsperre gentigt abzudaukeu. Seiu Laud sowie die deutschen Kstenlnder an der Nordsee und die drei Hansastdte wurden Frankreich ein-verleibt. Von Italien gehrte der nordwestliche Teil mit dem Kirchenstaate (seit der Gefangennahme des Papstes 1809) zu Frankreich, ebenso die Jllyrischen Provinzen. Aus der Cisalpiuischen Re-publik war das Knigreich Italien geworden, als dessen Vizeknig Napoleon seinen Stiefsohn Eugen Beanharnais eingesetzt hatte. König von Neapel*) war Napoleons Schwager Mnrat. In Spanien behauptete sich Joseph Bouaparte trotz der zahlreichen und khnen Volks-aufstude als König. In Deutschland gehrten fast alle Mittel-uud Kleinstaaten, so weit sie nicht Frankreich einverleibt waren, zum Rheinbnde, ihre Fürsten, dem Volke gegenber unumschrnkt, hatten Napoleons Machtsprchen zu gehorchen. Gebietsvergreruugeu und Rangerhhungen waren die Belohnungen, die ihnen Itapoleon zu teil werden lie. Preueu und sterreich, besiegt und geschwcht, standen ebenfalls unter dem Drucke der franzsischen Macht. Das Herzogtum Warschau war im Frieden zu Schnbrunn vergrert; Rußland (vergrert durch Finnland in einem Kriege gegen Schweden) und Dnemark waren Napoleons Verbndete. Nur England war cm unbesiegter Feint) Frankreichs.
Mit welchem Rechte nannte sich Napoleon den Nachfolger Karls des Groen'?
88. Napoleons lall,
2. Napoleon in Rußland, 1812. Durch die Vergrerung des
Herzogtums Warschau im Schnbruuuer Frieden und durch die Ver-trcibuug des Herzogs von Oldenburg, eiues nahen Verwandten des russischen Kaiserhauses, hatte Napoleou seinen russischen Verbndeten schwer gereizt. Als die Forderung Napoleons, hc Festlandsperre schrfer zu beobachten, durch Erleichterung .der Einfuhr englischer Waren beantwortet wurde, schlo Napoleon mit sterreich em Bndnis, dem auch Preußen beitreten mute, und rckte ungeachtet des spanischen Krieges mit einem Heere von mehr als einer halben Million ins innere von Rußland ein. Den rechten Flgel bildete ein sterreichisches Hilfs-
*) Das Haus Bourbon hat aufgehrt, in Neapel zu regieren", erklrte Napoleon 1805 von sterreich aus.
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